aussichten: Wer fliegt?
             
             
   
  
     
         
             
      WER FLIEGT?      
                  
 

Autopilot auf der Boeing 777

In grün werden die aktiven Betriebsarten des Autopiloten angezeigt

Navigationscomputer Boeing 777

Umfliegen eines Gewitters auf der Strecke

Der Umgang mit dem Autopiloten ist ein zentraler Punkt des Simulatortrainings

 

Haben Sie sich an Bord eines Flugzeugs, wenn es linksherum, rechtsherum, hinauf oder hinunter geht, dabei vielleicht noch wackelt - haben Sie sich da schon mal gefragt, wer oder was das da eigentlich gerade steuert? Der Kapitän? Der Autopilot? Die Flugsicherung?

Ob Sie das nun beruhigt oder nicht: Die Flugsicherung ist es jedenfalls schon mal nicht. Oder nur in einem sehr indirekten Sinn, weil sie Anweisungen erteilt, um den Verkehr zu lenken und die Einhaltung von Mindestabständen zwischen den Flugzeugen zu überwachen, die in vielen schwach besiedelten Teilen der Welt bei gleicher Flughöhe übrigens etwa 150 Kilometer betragen. Nehmen wir an, Sie wollen in eine schmale Lücke einparken, und jemand weist Sie aus der Entfernung mit Handzeichen ein: Das entspricht in etwa der Rolle der Flugsicherung. Lenken müssen Sie schon selbst.

Flugzeuge haben da, das hat sich in den letzten Jahren herumgesprochen, zum Steuern noch ein Hilfsmittel, den Automatischen oder kurz Autopiloten. Es hat sich sogar so weit herumgesprochen, dass manche Menschen glauben, Piloten aus Fleisch und Blut seien nur mehr zur Repräsentation an Bord.

Tatsächlich kann er einiges, der Autopilot eines modernen Verkehrsflugzeugs. So zum Beispiel landen: Und da er ja ohnehin keine Augen hat, braucht er dazu im Gegensatz zum Menschen nicht einmal Sicht und findet elektronisch geleitet auch im dichtesten Nebel noch die Piste. Nur das Rollen zur Parkposition kann dann ein Problem sein.
Eigentlich sind es sogar drei unabhängige Autopiloten, die bei solchen Anflügen zum Einsatz kommen. Sollte einer in den kritischen Sekunden vor dem Aufsetzen fehlerhaft arbeiten und abweichende Kommandos geben wollen, wird er von den beiden anderen überstimmt, und alles ist gut.


Von der automatischen Landung abgesehen gibt es zum Beispiel für den Autopiloten auf der Boeing 777 fünf verschiedene Betriebsarten für die Regelung des Triebwerksschubs, neun für Steigen, Sinken und Höhe halten, und sieben für Flugrichtung und Kurswahl. Diese Betriebsarten können in den unterschiedlichsten Kombinationen auftreten, müssen teilweise über das Navigationssystem mit Daten gefüttert werden, und zeigen in der Kombination mitunter recht komplexe, man möchte fast schon sagen: Verhaltensmuster.

Ist der Beruf des Piloten also durch die modernen Autopiloten einfacher geworden? Ja – und nein. Ja, weil die Fließbandarbeit des Haltens von Kurs und Höhe über weite Strecken des Fluges an die Elektronik delegiert wird. So etwa wie auf einem alten Segelschiff: Der Autopilot erfüllt die Funktion des Steuermanns, so dass sich der Mensch auf die Entscheidungen konzentrieren kann.
Das funktioniert aber nur, wenn der Pilot eine genaue Vorstellung davon hat, wie der Autopilot in all seinen Facetten arbeitet, was er kann und was nicht. Er muss ihn mit Daten füttern, beständig überwachen (wie viele elektronische Geräte besitzen Sie, die immer genau tun, was Sie von ihnen erwarten?), mit möglichen Fehlfunktionen umgehen können und jederzeit bereit sein, manuell zu fliegen.

Denken Sie an Ihren alten Videorecorder – einfach auf Aufnahme zu drücken, das kann jeder. Die Programmierung für die Montags-bis-Freitags-Lieblingssendung kann dagegen schon eine Herausforderung sein.

 

Und wer fliegt Sie nun?
So ganz allgemein gilt: Der Start ist allemal Handarbeit. Das Zeitfenster für Entscheidungen ist hier sehr kurz, und das vertraut man keiner Automatik an. Einige Minuten nach dem Abheben wird dann meistens der Autopilot eingeschaltet.

Und die Landung? Die wird, trotz der Möglichkeiten der Automatik, bei akzeptabler Sicht fast immer von Hand durchgeführt. Denn der Autopilot benötigt unter anderem lange Pisten mit besonderer elektronischer Ausstattung, die es nicht überall gibt. Mitunter legen auch Verkehrs- oder Wettersituation Anflüge nach Sicht nahe, die mit dem Autopiloten nicht zu machen wären.
Darüber hinaus gelten für eine automatische Landung strenge Windlimits. Es wäre schlecht, wenn der Besatzung nur mehr in Ausnahmefällen besonderen atmosphärischen Aufruhrs von Hand landen würde.
Außerdem: Die meisten Piloten empfinden Leidenschaft für ihren Beruf und Freude dabei, ein Flugzeug zu landen. Und das wird es bei einer Automatik nie geben.